HEI - Wettbewerb Ergänzung der Heilandskirche
Entwurfskonzept
Das Entwurfskonzept basiert auf der behutsamen Ergänzung der Heilandskirche, situiert in einem wunderbaren Raum aus altem Baumbestand, zu einem wie natürlich wirkenden Ensemble aus Kirche, Gemeindehaus, Pfarrhaus und Wohnhaus um einen introvertierten Innenhof.
Der Kirche, als auch dem vorhandenen Naturraum, wird dabei Rechnung getragen und durch die rücksichtsvolle Setzung der Gebäudekubaturen eine neue räumliche Gliederung des Freibereiches erzielt. Es entstehen so neue und nutzbare Freiräume für das zukünftige Gemeindeleben.
Städtebauliches Konzept
Das neue Gebäudeensemble besteht aus einzelnen Kubaturen, die sich um einen neuen Hof und um den Kirchturm gruppieren. Durch die Teilung der Nutzungen in einzelne Gebäude ist es möglich eine behutsame Ergänzung zur Kirche herzustellen, die nicht in Konkurrenz zu dieser tritt. Mit dem städtebaulichen Rücksprung der Gebäudekubatur des neuen Gemeindezentrums zur Robert-Koch-Straße bleibt die Kirche zudem von jeder Blickrichtung aus das wichtigste Gebäude.
Dachlandschaft
Die Formensprache und insbesondere die Dachform interpretiert die vorhandene Satteldachform der Kirche zu einer modernen Formensprache. Sie tritt somit in keine gestalterische Konkurrenz zur Kirche, wie beispielsweise ein Flachdach, und erhebt keinen Anspruch auf eine Imitation der Kirche durch seine moderne Interpretation der Dachform. Darüber hinaus ist es möglich die Höhe und die Kubatur der neuen Gebäude zu minimieren und behutsam miteinander zu verschmelzen.
Konzept Freianlagen
Grundlage der Neuordnung der Freianlagen in Verbindung mit der Erweiterung des Kirchenensembles bildet ein klares Gestaltungskonzept, welches den Kirchenbau in seiner städtebaulichen Einordnung und Außenwirkung stärken soll. Ein durchlaufender Belagsteppich verknüpft elegant Bestand mit Neubau und schafft es dem Kirchenvorfeld ein repräsentatives, einladendes Gesicht zu geben. Durch die großzügige Platzgestaltung entsteht Raum für Aufenthalt, Kommunikation und Festlichkeiten. Der Anbau positioniert sich angelagert mehr im grünen Kontext und sorgt mit seinen breiten Fensterfronten für einen ansprechenden Innen-Außenbezug. Der wertvolle Baumbestand bleibt in großen Teilen erhalten und ist Hauptprotagonist der Gestaltung. Elliptische Formen bespielen frei das Grundstück, mal als Einfassung bzw. Sitzelement und mal als introvertiertes Gartenzimmer als stiller Rückzugsort im Grünen. Die notwendigen Stellplätze sind mit einem Rasenfugenpflaster unauffällig in das Gesamtkonzept integriert.
Gemeindezentrum
Das Hauptgebäude des Gemeindezentrums, mit seinem zum alten Baumbestand orientierten Gemeindesaal, liegt parallel zum Kirchenschiff und öffnet sich mit einer großzügigen Verglasung zum grünen Freibereich. Der Gemeindesaal wird Teil des Naturraumes und lässt Blicke in das Gemeindeleben zu.
Der Gemeindesaal und das neue Gemeindehaus sind über das Foyer mit der Kirche verbunden. Dieses Foyer beinhaltet die Garderobe und erlaubt zudem einen barrierefreien Zugang zur Kirche. Die behutsame Öffnung des Kirchenbaus geschieht durch die Erweiterung des letzten nördlichen Fensters der Kirche zu einer Tür. Der bauliche Anschluss des Foyers passiert durch ein Glasdach, welches die Neigung des Kirchendaches fortführt.
Gemeindesaal
Der Gemeindesaal, welcher über zwei Geschosse reicht, kann im Erdgeschoss und dem Obergeschoss erweitert werden. Im Erdgeschoss kann der Gemeinderaum mit der dahinter liegenden Küche dem Saal direkt zugeordnet werden. Im Obergeschoss ist es möglich den Musikraum in Form einer Galerie zum Saal hin zu öffnen.
Gruppenräume und Verwaltung
So wie sich der Gemeindesaal zum alten Baumbestand hin öffnet, orientieren sich sämtliche Grupperäume, inkl. Jugendraum und Küche zum neuen Innenhof. Dieser Hof ist die introvertierte Ergänzung zum großen Naturraum vor der Kirche und dem Gemeindesaal. Im Obergeschoss des Hauptgebäudes sind die Verwaltung und der Musikraum untergebracht. Sämtliche Nebenräume sind, wie auch im Erdgeschoss, entlang der Nordfassade vorgesehen.
Pfarrhaus
Als südlicher Abschluss des Hofes wurde hinter der Kirche das Pfarrhaus gesetzt. Dieses orientiert sich komplett nach Süden. Die Erschließung des Pfarrhauses erfolgt ebenso über das südliche Grundstück neben der Kirche und erfährt dadurch die nötige Privatsphäre innerhalb des Ensembles. Der Zugang zum Pfarrhaus erfolgt über einen kleinen Freiraum zwischen Kirche und Pfarrhaus, sodass auch eine direkte Verbindung über den Hof zur Sakristei und zum Gemeindehaus möglich ist.
Zwischen Gemeindehaus und Pfarrhaus befindet sich als östlicher Abschluss zur Nachbarschaft das Aussenlager und ein kleiner überdachter Freibereich, der sich zum Hof hin öffnet und auch als Bühne genutzt werden kann.
Wohngebäude
Nördlich vom Gemeindehaus ist das Wohnhaus mit zwei übereinander liegenden Wohnungen. Diese können direkt von der Liebigstraße erschlossen werden und bilden eine städtebauliche Fortsetzung der anschließenden östlichen Wohnbebauung der Nachbarschaft.
Erschließung
Die Parkplätze befinden sich im Norden, am rückwärtigen Teil des Gemeindehauses. Von hier kann ebenso die Anlieferung des Gemeindehauses über die rückwärtigen Eingänge erfolgen.
Schrittweise Realisierung
Die Positionierung der Gebäude erlaubt eine schrittweise Realisierung mit dem vorrangigen Neubau des Pfarrhauses. Erst nach dem Umzug der Pfarrei erfolgt der Abbruch des Bestandsgebäudes und der Neubau des Gemeindehauses und des Wohnhauses an der Liebigstraße.
Ökologie und Ökonomie
Neben einer effizienten Grundrissgestaltung ist der komplette Verzicht auf eine Unterkellerung Grundlage für einen kostengünstigen Bau. Mit einer von uns favorisierten Ausführung des Rohbaus in Massivholzbauweise können darüber hinaus zwischen 4 und 7% Kubatur bei gleicher Grundfläche eingespart werden. Dies ist durch den geringeren Wandaufbau aufgrund des sehr guten Wärmedurchgangskoeffizienten des Holzbaus möglich. Darüber hinaus hat der Massivholzbau selbstverständlich ökologische Vorzüge, die ihn gegenüber einer klassischen Bauweise absetzen. Ein weiterer Mehrwert der Holzbauweise ist zudem seine extrem schnelle Realisierungszeit, sodass vor allem Kosten für Zwischennutzungen eingespart werden können. Unabhängig von den ökologischen Vorteilen ist letztendlich aber immer noch der sinnliche Eindruck eines Holzbaus sein größter emotionaler Mehrwert.