HANS - Veröffentlichung in der Süddeutschen Zeitung
Hoch hinaus mit Holz
(Bernhard Lohr, Haar)
Sechsstöckiger Öko-Gewerbebau kommt im Gemeinderat gut an
Zwei voneinander unabhängige Investoren haben im Haarer Gemeinderat Pläne für außergewöhnliche Bauvorhaben vorgestellt. Einmal geht es um ein 43 Meter hohes Hochhaus mit 59 Apartments, das unter dem Titel "Das Tor zu Haar" an der Münchner Straße direkt an der Stadtgrenze zu München entstehen könnte. Es handelt sich um das Grundstück, auf dem Küchen-Dreier einen Gewerbebau stehen hat. Das andere Projekt könnte hundert Meter weiter an der Hans-Stießberger-Straße entstehen. Dort soll ein weitgehend versiegeltes, mit einem sanierungsbedürftigen Bürogebäude bebautes Grundstück aufgebrochen werden. Ein sechsstöckiger Gewerbebau könnte dort zusätzlich an der Ecke Hans-Pinsel-Straße Platz finden. Er soll in Holzbauweise errichtet werden und Platz für Start-ups, die Kreativwirtschaft und Co-Working-Places bieten.
Damit steht Haar vor weiteren Debatten darüber, wie man es mit Hochhäusern hält. Peter Paul Gantzer (SPD) setzte gleich den Ton, indem er vom "Manhattan-Projekt" sprach, nicht ohne vorausgeschickt zu haben, dass er nichts gegen Hochhäuser habe. Derzeit wird ein Wohnturm an der Ecke Münchner Straße und Jagdfeldring errichtet, über dessen Bau jahrelang gestritten wurde. Dieser ist ebenso wie ein Büroturm 300 Meter weiter Teil des Rahmenplans, der für die Südseite der B 304 erstellt worden ist. Der sieht noch einen dritten Hochpunkt, wie es auch heißt, von München kommend am Beginn der Münchner Straße vor. Und zwar auf einem städtischen Grundstück an der Ecke Hans-Pinsel-Straße. Das Dreier-Areal befindet sich an derselben Kreuzung gegenüber.
Die Pläne für den Wohnturm und für den Gewerbebau aus Holz wurden den Gemeinderäten am Dienstagabend Schlag auf Schlag präsentiert. Gantzer warnte davor, die Gemeinderäte mit diesen bedeutsamen Projekten zu überrollen. Dietrich Keymer (CSU) rief dazu auf, beide sauber auseinanderzuhalten. Beide Bauvorhaben seien nicht vergleichbar. Die CSU sieht weitere Hochhäuser laut Keymer skeptisch, ebenso Wohnen an der stark befahrenen B 304. Den Gewerbebau aus Holz nahm er aus seiner Kritik ausdrücklich aus. Zu diesem liegt ein Vorbescheidsantrag vor, über den der Bauausschuss kommende Woche befinden soll.
Das Gewerbeprojekt stellte Architekt Jan Foerster von Teamwerk-Architekten in Anwesenheit des Investors im Gemeinderat vor. Foerster sprach von einer Aufwertung im Vergleich zur aktuellen Situation auf dem zu 97 Prozent versiegelten Grundstück. Nachhaltiges Bauen und Bauen nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft seien selbstverständlich. Das Dach des bestehenden, sanierungsbedürftigen Bürogebäudes wolle man komplett und intensiv begrünen und zu einem Dachgarten machen. Eine zweigeschossige Tiefgarage wäre im südlichen Bereich des Areals vorgesehen. Zwischen dem Neubau und dem bestehenden Bürokomplex soll im Souterrain ein Verbindungsbau entstehen, darüber könnte es Freiflächen für Gastronomie geben. Foerster sprach von "Dichte und Vielfalt", die man anstrebe. Um 2800 Quadratmeter soll die Nutzfläche zunehmen. Das Bauamt empfiehlt deshalb einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufzustellen.
Das Projekt kam im Gemeinderat weitgehend gut an. Trotz der höheren Baudichte begrüßte Henry Bock (Grüne), dass viele ökologische Themen angesprochen wurden. Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) sah sich bestätigt, weil er viele Aspekte des ihm vorschwebenden Konzepts von ökologischen Gewerbegebieten wiederfand. Vergleichsweise kritisch wurde der Wohnturm gesehen, über den Lydia Knözinger-Ehrl kursorisch berichtete. Die Bauingenieurin vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum ging darauf ein, als sie aus Anlass der beiden Bauprojekte eine Machbarkeitsstudie zur möglichen Verdichtung im Gewerbegebiet Hans-Pinsel-Straße präsentierte. Knözinger-Ehrl sagte, der Gewerbebau könnte das Gebiet aufwerten, so wie es die Gemeinde in ihrem Gewerbeentwicklungskonzept wünsche. Sie empfahl, sich an dem Rahmenplan zu orientieren. Die Gemeinde müsse sich im Klaren darüber werden, ob sie an der Münchner Straße, wo Gewerbe vorgesehen sei, Wohnraum schaffen wolle. Und sie müsse abwägen, ob sie - wie im Rahmenplan vorgesehen - auf ihrem Grundstück ein Hochhaus ermöglichen wolle. Dieses und der Turm auf dem Dreier-Areal wären "sehr massiv".