ALL ONE - Ein Haus für Alle - Fertigstellung

ALL ONE - Ein Haus für Alle - Fertigstellung

Historisch, wie städtebaulich, stellt das sogenannte „Bronner-Haus“ einen besonderen Ort im Stadt- und Zeitgefüge von Laupheim dar. Erst seit einigen Jahren wieder im Besitz der Familie Bronner, war es Zeuge der Geschichte und ist nun Symbol für die Zukunft. Durch die Entscheidung in diesem Gebäude ein Museum der Geschichte der Familie Bronner und eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Beeinträchtigung vorzusehen, macht dies möglich. Das „Bronner-Haus“ konnte somit Teil des öffentlichen Raumes werden. Öffentlich im Sinne der Vermittlung von Geschichte, und öffentlich im Sinne der Integration der Bewohner des Hauses mit dem öffentlichen Leben im Stadtzentrum von Laupheim direkt am Judenberg.

Foto: Conné van d’ Grachten

Dr. Bronner’s, ein US-amerikanisches Weltunternehmen für Naturseife, hat seine Wurzeln in Laupheim. Gründer Emanuel (Emil) Bronner stammte aus der deutsch-jüdischen Familie Heilbronner, die 1858 am Judenberg in Laupheim eine Seifenfabrik gründete. Sein Enkel, der den gleichen Vornamen trug, aber auch Emil gerufen wurde, wanderte 1929 in die USA aus. Aus Protest gegen die Machtergreifung Hitlers strich er das "Heil" aus seinem Nachnamen. Die Nationalsozialisten verstaatlichten die Seifenfabrik in Laupheim. Emils Eltern wurden später deportiert und starben in den Konzentrationslagern Auschwitz und Theresienstadt. Nach dem Krieg gründete Emil Bronner in den USA die Naturseifenfabrik Dr. Bronner's, heute ein Weltunternehmen. Vor ein paar Jahren reisten seine Enkel nach Deutschland, um mehr über ihre Vorfahren in Erfahrung zu bringen. Durch einen Zufall wurde er auf das Bronner-Haus am Judenberg aufmerksam, welches zum Verkauf stand. Die Familie Bronner erwarb das Haus daraufhin und lobte einen Architektenwettbewerb aus. Das Gebäude konnte nun im Mai 2024 eröffnet werden.

Foto: Conné van d’ Grachten

Foto: Conné van d’ Grachten

Foto: Conné van d’ Grachten

Städtebaulicher und architektonischer Ansatz

Das Haus selbst befindet sich an einem besonderen Ort. Das Haus ist der städtebauliche Wendepunkt an der Kurve des Judenberges, sichtbar von der Kapellenstraße am Antritt des kleines Berges und sichtbar von oben kommend, vom Judenberg. Das „Bronner“-Haus hat somit zwei Hauptfassaden, die zwischen diesen beiden Teilen des Judenberges vermitteln. Ein Wendepunkt mit zwei Hauptfassaden.

Die Bereiche des Grundstückes im Norden und Westen wurden bewusst zum öffentlichen Raum erklärt, der die Passanten zum Verweilen einlädt und das Gebäude Teil des öffentlichen Raumes werden lässt. Sitzstufen laden zu einer kurzen Pause ein, können         Bühne und Auditorium sein. Ganz im Sinne von Dr. Emanuel Bronner. Es wurde somit bewusst auf eine Abgrenzung des privaten Raumes zum öffentlichen Raum verzichtet. Die Bewohner werden somit Teil des öffentlichen Raumes und der öffentlichen Gesellschaft.

Von der Kapellenstraße kommend wird man von der Westfassade empfangen, mit seinem Eingang zum kleinen Museum. Von hier aus erscheint das Haus in seinem wieder hergestellten historischen Gewand. Mit traditioneller Putzfassade, 6-geteilten Sprossenfenstern und Fensterläden. Die neue Topografie sieht einen kleinen Platz vor diesem Museum vor, der zum Verweilen einlädt. Sitzstufen gliedern den Höhenunterschied zur Ebene des Einganges des Wohnhauses.

Foto: Conné van d’ Grachten

Foto: Conné van d’ Grachten

Die Stufen zum Wohnhaus und der Museumsvorplatz werden ein Ort der Begegnung

Vom oberen Judenberg kommend bildet die neugestaltete Nordfassade den städtebaulichen Abschluss. Im neu verglasten Volumen, welches die bestehende Kubatur aufnimmt und aus denkmalpflegerischer Sicht bewusst sichtbar ergänzt, sind Nutzungen vorgesehen, die zwischen dem öffentlichen Raum und dem Wohnhaus vermitteln. Im Erdgeschoss eine kleine halböffentliche Tagesbar, die zugleich Küche und Café sein kann. Diese kann von den Bewohnern betrieben werden. Im ersten OG befindet sich ein Gemeinschaftsraum für die Bewohner. Im Dachgeschoss ist ein Wintergarten mit großer Gemeinschaftsküche und Wohnzimmer angeordnet.

Selbstbewusste Ergänzung der bestehenden Kubatur ganz im  Sinne der neuen Nutzer*innen und der Philosophie des Unternehmens.

Die kleine Erweiterung des bestehenden Volumens lässt die Kubatur des historischen Gebäudes erkennen und vervollständigt diese. Ganz im Sinne der historischen und vor Ort sehr präsenten Fachwerkskunst wurde die Erweiterung in einer filigranen Stahl-Glas-Konstruktion realisiert. Die Ornamentik der Konstruktion lässt an Seifenblasen erinnern und schlägt optisch die Brücke zum Familienunternehmen Dr. Bronner´s Magic Soaps. Wie auch auf der sehr ikonenhaften Seifenflasche, wurden auf der Fassade die Leitgedanken zum Weltfrieden von Emanuel Bronner gedruckt. Je nach Licht- und Tageszeiten werden diese Texte sichtbar.

Foto: Conné van d’ Grachten

Das Neue trägt das Alte – der Umgang mit dem Bestand

Der Umgang mit dem Bestand zielte darauf ab, soviel wie möglich der Bestandsstruktur des für die Familie Bronner so emotional wertvollen Gebäudes zu erhalten. Gleichzeitig standen wir vor der Herausforderung die sehr marode Bestandsstruktur und die nicht mehr nutzbaren Raumhöhen von teilweise unter 1,8m zu berücksichtigen. Als konstruktive Lösung wurde ein Tragsystem aus Holz entwickelt, welches um das Bestandsgebäude herumgebaut wurde. Dieses war so ausgelegt, dass die Außenwände des Bestandes sich an dieses „anlehnen“ konnten. In einem nächsten Schritt wurden Deckenbalken auf den neuen Geschosshöhen durch das Gebäude geschoben, die auf die neue Konstruktion ablasteten. Danach konnten die alten zu tiefen und nicht mehr tragfähigen Bestandsdecken abgetragen werden. In den Zwischenräumen zwischen dem außenliegenden Tragwerk konnte mittels Holzwolledämmung ein sehr hoher Energiestandard hergestellt werden.

Die Versorgung mit Wärme und Warmwasser erfolgt über Erdsonden und einer großflächigen PV-Anlage, die auf der Rückseite des Daches angebracht wurde. Zudem ist es möglich im Sommer das System umzudrehen und mit den Erdsonden zu kühlen.

Das übergeordnete Farb- und Gestaltungskonzept, nicht nur für die Farben sondern auch für die Bepflanzung, gründet auf der Farbwelt der Seifen von Dr. Bronner´s Magic Soaps. So kann jede Farbe des Gebäudes auf eine Seifenessenz zurückgeführt werden.

Foto: Conné van d’ Grachten

Foto: Conné van d’ Grachten

Foto: Micha Schick

URBAN SYNERGIES       co-creating thriving connections for humans with nature

URBAN SYNERGIES co-creating thriving connections for humans with nature

Praxis Zahnärzte Schäfflerhof

Praxis Zahnärzte Schäfflerhof